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25 Oct, 2008

Einzigartiges Dokument der Musikkultur Myanmars und des Theravada-Buddhismus

Posted by: Redaktion In: Reviews

Im Oktober 2008 erschien bei dem in Tucson, Arizona beheimateten Label Celestial Harmonies die Doppel-CD „Music of Myanmar. Buddhist Chant in the Pali Tradition.“ [CD-Info des Labels]

  

Die Aufnahmen des Albums „Music of Myanmar“ wurden von der Musikethnologin Prof. Dr. Gretel Schwörer-Kohl in den Jahren 2000 und 2001 in Yangun gemacht. Ein erster Höhepunkt dieser Veröffentlichung ist die Aufnahme der heiligen Verse des maha paritta, der großen Opfersprüche, während einer Zeremonie im Bargayar-Kloster. Werden diese Texte mit reinen Absichten, Sorgfalt und Hingabe vorgetragen, dann sind sie in der Lage ungeheure Kräfte freizusetzen, die Gefahr, Unglück und Krankheit abzuwehren vermögen. Weiterhin enthält die CD die Rezitationen der Pali-Texte Ti Sarana Vandana (the three refuges) und des Patthana („doctrine of conditional relations“).

Die Tonaufnahmen von „Music of Myanmar“ wurden innerhalb des tatsächlichen Aufführungskontexts der Stücke gemacht, sind also in den Klöstern und den Häusern der Anhänger Buddhas in Yangun entstanden. Mit ausgezeichneter Tonqualität lassen die Mitschnitte eine lebendige religiöse Praxis hörbar werden, in welcher die Vereinigung von Wort und Klang von größter Bedeutung ist. Muschelhorn, Klangstein und Gong, die einzigen Musikinstrumente, die in den Tempeln und Klöstern während religiöser Zeremonien erlaubt sind, dokumentiert die CD ebenfalls.

Die Komposition Dhamma Gita (Song on Buddhist Doctrine) des birmanischen Komponisten U Phone Cho (1878 – 1927) ist ein weiteres seltenes Juwel, das diese Kompilation für ihre HörerInnen bereithält. Kernmotiv ist das Lied Te3 Bhumma (Three Words), das mit philosophischer Tiefe die Lehre des Buddha auf den Punkt zu bringen versteht. Das Lied wird von einer Sängerin in Begleitung einer Harfe vorgetragen. Es schließt sich die Vertonung der Legende des Prinzen Wizaya (Wizaya Hawsa) durch das traditionelle birmanische Hsaing Waing Ensemble an. Ein Trommelkreis und mehrere Gonggruppen begleiten zunächst das der Oboe ähnliche Instrument hne, verharren dann als rhythmisches Gerüst für den Sänger, bis schließlich alle Stimmen vereint die Handlung weiterführen.

Zusammen mit einem booklet, das umfangreiche Informationen über die Stücke und Komponisten bietet, und die Texte sowohl auf Pali und Birmanisch als auch – für ein breiteres Publikum verständlich – auf Englisch abdruckt, bietet „Musik of Myanmar“ faszinierende Einblicke in die Kultur des ehemaligen Burma, weit entfernt von den aktuellen Kathastrophenmeldungen.

 

Als sich im September 2007 Proteste gegen die Militärregierung Myanmars auf den Straßen von Rangun formierten, waren es buddhistische Mönche und Nonnen, die den Demonstrationszug anführten. Ihr Voranschreiten brachte mit Entschlossenheit zum Ausdruck, dass die Menschen des Landes den Militärstaat nicht länger ertragen wollen. Gleichzeitig signalisierten die orange-roten Gewänder die Absicht einen Dialog auf friedlichem Wege herbeizuführen. Den Demonstrationen schlossen sich innerhalb weniger Tage mehr als 100.000 Menschen an, denn Myanmars geistiges und ethisches Herzstück sind trotz der bereits über 40-jährigen Militärherrschaft die Tempel der buddhistischen Mönche und Nonnen geblieben. 

Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem Theravada-Buddhismus an, der sich auf den altindischen Pali-Kanon beruft. Die Rezitation von Gesprächen und Lehrvorträgen des Buddha aus dieser Textsammlung steht im Zentrum der Gebetspraxis der Gläubigen.

(HH)

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